Offener Brief von Hannes Wittenberg

Als Anfang April 1933 meine Tante den Kaufvertrag für ein Siedlungshaus in der Kleinmachnower Bürgerhaussiedlung unterschrieb, war der Initiator des heute als Sommerfeldsiedlung bekannten Wohnquartiers noch im Besitz seiner Firma. Der wiederrechtlichen Enteignung seiner Firma durch die Nationalsozialisten folgte dennoch die Weiterführung des Siedlungsbaus bis 1937. So entstand, der Idee Adolf Sommerfelds folgend, das liebens- und lebenswerte Wohngebiet, welches bis heute seinen Charakter in wesentlichen Zügen bewahren konnte.

Folgerichtig haben die Kleinmachnower Gemeindevertreter nach dem Fall der Mauer die Erhaltungssatzung für ein Teilgebiet der Sommerfeldsiedlung beschlossen. Dieses Engagement der Gemeindevertreter für den Erhalt der Siedlungsstuktur und der Hausformen gilt es nun auch bei der Erneuerung des Strassenraumes fortzuführen.

Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die 2017 erteilte Baugenehmigung zur Sanierung des von meiner Tante gekauften Bürgerhauses von der Einhaltung der Auflagen der Erhaltungssatzung abhängig gemacht wurde. Die historischen Fensteraufteilungen, die gesamte Fassadengestaltung, selbst der Erhalt eines nicht mehr genutzten Schornsteins wurden der Erhaltungssatzung folgend in der erteilten Baugenehmigung gefordert.

Ich wende mich deshalb bei der geplanten Sanierung des Straßenraumes mit einer ähnlichen Forderung an die gewählte Gemeindevertretung.

Die in der DDR, auch aus Gründen der Sicherung des “grenznahen Hinterlandes“ aufgestellten unmaßstäblichen (weil mit 5 Metern viel zu hohen) Betonleuchten des Typs Rostock sollten schon aus Respekt vor der Grundidee Adolf Sommerfelds nicht als neuzeitliche Adaption einer modernen Form wiederbelebt werden. Bitte nutzen wir die Chance, in Anlehnung an das überlieferte Erscheinungsbild der Sommerfeldsiedlung entweder die historischen Berliner Leuchten aufzustellen, oder wenigsten eine moderne Adaption der Siedlungsleuchte für die Aufstellung vorzusehen.

Bitte votieren Sie für die Berliner Siedlungsleuchte, die seit dem Baubeginn der Sommerfeldsiedlung im Jahr 1932 zur Aufstellung kam und bis in die 1970 er Jahre das Kleinmachnower Ortsbild prägten. Dass die Rostocker Leuchte ein Design – Klassiker ist, bleibt unbestritten. Aber ihre Aufstellung fand auch in der DDR mehrheitlich in Wohngebieten mit wenigstens fünfgeschossigerBebauung statt, der viel seltenere Einsatz in Einfamilienhaussiedlungen ist meistens auf fehlende verfügbare Alternativen oder auf Grenzsicherungsmaßnahmen zurückzuführen.

In Kleinmachnow lässt sich noch heute noch an der besonders dichten Aufstellung der Rostocker Leuchten in der als Grenzgebiet ausgewiesenen Straße Wolfswerder ablesen, dass der Einsatz von 5 Meter hohen Strassenlampen vorrangig mit den Grenzsicherungen in Verbindung zu bringen ist. Die Erhaltung dieser Bauform bei den anstehenden Straßenbaumaßnahmen ist falsch verstandene DDR-Nostalgie.

Hannes Wittenberg

Zu meiner Person:
Aufgewachsen in der Sommerfeldsiedlung bin ich 2018 gerne zurückgekehrt. Beruflich bin ich als Stellvertretender Direktor des Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte tätig.

Eine Antwort auf „Offener Brief von Hannes Wittenberg“

  1. Vielen Dank für den Beitrag und das tolle alte Foto inklusive Berliner Siedlungsleuchte. Meine Stimme für die Berliner Siedlungsleuchte ist sicher.

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