Ein Gastbeitrag von Alice Kurzweil

Vielen Dank an die BI, dass ihr euch immer noch so tatkräftig engagiert! Vor allem jetzt, da bekannt wurde, dass unsere helle Betonstraße eventuell durch eine dunkle Asphaltdecke verunstaltet werden soll. Ich wohne auch hier in der Sommerfeldsiedlung und bin auf jeden Fall PRO hellen Beton für den Straßenbereich und möchte meine Sichtweise kurz darlegen:

Jeder, der das erste Mal in unsere Siedlung kommt, bemerkt sofort, dass sie einen ganz eigenen Charakter besitzt und somit ortsbildprägend ist. Auch die Gemeinde selbst hatte dies erkannt und die Gestaltungssatzung für den privaten Bereich aufgestellt. Durch diese sollen hauptsächlich historische Materialien und Farben erhalten werden.

Der öffentliche Straßenbereich, welcher saniert werden soll, besitzt zwei wesentliche Hauptmerkmale. Dies ist einerseits der besondere Querschnitt und andererseits sind das die bestehenden Materialien: also heller Beton für die Straße, heller Granit als Einfassung und die unbefestigten Seitenbereiche. Genau eines dieser beiden Charaktermerkmale soll jetzt durch die Gemeindeverwaltung verschwinden und durch dunklen Asphalt ersetzt werden.

Die Gemeindeverwaltung untergräbt somit ihr eigenes aufgestelltes Leitmotiv für die Siedlung – die Gestaltungssatzung! In dieser wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass in Bezug auf Material- und Konstruktionswahl von baulichen Anlagen der Siedlungscharakter bewahrt werden soll und dies für Kleinmachnow von wesentlicher Bedeutung ist. Diese Satzung ist jedoch nur für den privaten Bereich und soll im öffentlichen Straßenbereich vom Verfasser selbst nicht mehr Anwendung finden?

Das ist in meinen Augen unaufrichtig und verantwortungslos, da hier im privaten und im öffentlichen Bereich mit zweierlei Maß gemessen wird. Dem grundlegenden Leitgedanken der Gemeinde zur Erhaltung des Siedlungscharakters wird widersprochen. Dabei ist ja gerade der öffentliche Straßenbereich das Element, welches die gesamte Siedlung miteinander verbindet, und dadurch das gesamte Ortsbild seit mehr als 80 Jahren prägt!

Somit hier auch noch einmal mein/unser Appell an die Gemeinde: Bitte ersetzt NICHT das entscheidende Hauptcharaktermerkmal, die helle Betonstraße, gegen eine beliebige Asphaltdecke.

Eine Antwort auf „Ein Gastbeitrag von Alice Kurzweil“

  1. Offener Brief

    Als Anfang April 1933 meine Tante den Kaufvertrag für ein Siedlungshaus in der Kleinmachnower Bürgerhaussiedlung unterschrieb, war der Initiator des heute als Sommerfeldsiedlung bekannten Wohnquartiers noch im Besitz seiner Firma. Der wiederrechtlichen Enteignung seiner Firma durch die Nationalsozialisten folgte dennoch die Weiterführung des Siedlungsbaus bis 1937. So entstand der Idee Adolf Sommerfelds folgend, das liebens- und lebenswerte Wohngebiet, welches bis heute seinen Charakter in wesentlichen Zügen bewahren konnte. Folgerichtig haben die Kleinmachnower Gemeindevertreter nach dem Fall der Mauer die Erhaltungssatzung für ein Teilgebiet der Sommerfeldsiedlung beschlossen. Dieses Engagement der Gemeindevertreter für den Erhalt der Siedlungsstuktur und der Hausformen gilt es nun auch bei der Erneuerung des Strassenraumes fortzuführen. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die 2017 erteilte Baugenehmigung zur Sanierung des von meiner Tante gekauften Bürgerhauses von der Einhaltung der Auflagen der Erhaltungssatzung abhängig gemacht wurde. Die historischen Fensteraufteilungen, die gesamte Fassadengestaltung, selbst der Erhalt eines nicht mehr genutzten Schornsteins wurden der Erhaltungssatzung folgend in der erteilten Baugenehmigung gefordert.
    Ich wende mich deshalb bei der geplanten Sanierung des Straßenraumes mit einer ähnlichen Forderung an die gewählte Gemeindevertretung.
    Die in der DDR, auch aus Gründen der Sicherung des “grenznahen Hinterlandes“ aufgestellten unmaßstäblichen (weil mit 5 Metern viel zu hohen) Betonleuchten des Typs Rostock sollten schon aus Respekt vor der Grundidee Adolf Sommerfelds nicht als neuzeitliche Adaption einer modernen Form wiederbelebt werden. Bitte nutzen wir die Chance, in Anlehnung an das überlieferte Erscheinungsbild der Sommerfeldsiedlung entweder die historischen Berliner Leuchten aufzustellen, oder wenigsten eine moderne Adaption der Siedlungsleuchte für die Aufstellung vorzusehen.
    Bitte votieren Sie für die Berliner Siedlungsleuchte, die seit dem Baubeginn der Sommerfeldsiedlung im Jahr 1932 zur Aufstellung kam und bis in die 1970 er Jahre das Kleinmachnower Ortsbild prägten. Dass die Rostocker Leuchte ein Design – Klassiker ist, bleibt unbestritten. Aber ihre Aufstellung fand auch in der DDR mehrheitlich in Wohngebieten mit wenigstens fünfgeschossigerBebauung statt, der viel seltenere Einsatz in Einfamilienhaussiedlungen ist meistens auf fehlende verfügbare Alternativen oder auf Grenzsicherungsmaßnahmen zurückzuführen. In Kleinmachnow lässt sich noch heute noch an der besonders dichten Aufstellung der Rostocker Leuchten in der als Grenzgebiet ausgewiesenen Straße Wolfswerder ablesen, dass der Einsatz von 5 Meter hohen Strassenlampen vorrangig mit den Grenzsicherungen in Verbindung zu bringen ist. Die Erhaltung dieser Bauform bei den anstehenden Straßenbaumaßnahmen ist falsch verstandene DDR – Nostalgie!

    Hannes Wittenberg

    Zu meiner Person:
    Aufgewachsen in der Sommerfeldsiedlung bin ich 2018 gerne zurückgekehrt. Beruflich bin ich als Stellvertretender Direktor des Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte tätig.

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